Blockchain-Technologien kennen wir zumeist im Zusammenhang mit digitalen Währungen aus den täglichen News. Doch Distributed-Ledger-Technologien, wozu die Blockchain gehört, bieten vielfältige Möglichkeiten, Daten dezentral zu organisieren. Gerade für Handwerk und Mittelstand bietet diese Technologien zukünftig spannende Chancen. In der Wertschöpfungskette Handwerk aus „Kunde – Handwerk – Handel – Industrie“ entstehen gerade durch das Internet der Dinge, dem Entstehen digitaler Zwillingssysteme (z. B. BIM) und neuen Fertigungstechnologien wie der additiven Fertigung Möglichkeitsräume neuer Geschäftsmodelle. Die große Frage wird sein, ob die Wirtschaftssysteme es schaffen auch kleine und mittelständische Unternehmen an den Datenströmen partizipieren zu lassen. Gerade hier besteht die Chance DLT, als eine wichtige Technologie nutzbar zu machen.
Zertifikate sicher verifizieren
Handwerkliches Unternehmertum ist auf die Echtheit und den Nachweis vielfältiger Zertifikate angewiesen. Ob Meisterbrief oder Schweißer-Prüfungsbescheinigung – es gibt unzählige nachweispflichtige Dokumente zu managen. Hier liegt es nah Blockchain-Technologie zu nutzen um zukünftig Zeugnisse und Zertifikate schnell, sicher und digital verifizieren werden können. Zusätzlich zum analogen Dokument wird vom Aussteller ein „elektronisches Abbild“ des Dokuments als digitales Dokument (PDF/A) erstellt und dem Absolventen zur Verfügung gestellt. Mithilfe von kryptographischen Verfahren (SHA3-256) wird das Dokument außerdem in einen Zeichencode (sog. Hashwert) umgewandelt, welcher vom Aussteller (nur teilnehmende Cert4Trust-Partner) in der Blockchain gespeichert wird. Das Projekt Cert4Trust hat ein erstes Pilotprojekt mit der Handwerkskammer München umgesetzt. Alle Informationen und die Testanwendung finden sich unter: https://cert4trust.bayern.de
Automatisiertes Vertrags- und Zahlungsmanagement
Mit der Blockchain-Technologie könnten künftig alle am Bau Beteiligten ein gemeinsames und automatisiertes Vertrags- und Zahlungsmanagement nutzen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Forschungsprojekt „BIM Contracts“ untersucht am Beispiel eines mittelständischen Bauunternehmens, wie sich die zunehmend eingesetzte Arbeitsmethode Building Information Modeling mit der Blockchain in einem Prozess verbinden lässt. In den virtuellen Bauwerksmodellen können neben Informationen zu Materialien, Mengen und Größen auch Angaben zu den Kosten gespeichert werden. In Kombination mit Smart Contracts lassen sich so automatisierte Abrechnungsmodelle erstellen. Alle Informationen zum Projekt finden sich unter: https://bimcontracts.com
Mit der Blockchain zum fälschungssicheren 3D-Druck
Im Rahmen des SAMPL-Projekts (Secure Additive Manufacturing Platform) wurde eine End-to-End-Lösung für den fälschungssicheren Austausch von 3D-Druckdaten unter Nutzung der Blockchain-Technologie entwickelt. Die Additive Fertigung individueller Produkte spielt für Handwerk und Mittelstand eine enorme Rolle bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle. Aber wie lassen sich billige, teils sicherheitskritische Raubkopien verhindern und gegebenenfalls identifizieren? Eine sichere digitale Kette von der Konstruktion der Druckdaten, dem Austausch mit Produzenten und der fälschungssicheren Kennzeichnung der Werkstücke kann eine spannende Lösung darstellen. Informationen zum Projekt finden sich unter: https://www.enas.fraunhofer.de
Blockchain-as-a-Service für sicheres, digitales Bezahlen
Das Internet der Dinge verändert aktuell die Geschäftsmodelle des Handwerks. Der Wandel des Handwerks vom reinen Produzenten oder Installateur hin zum digitalen Serviceanbieter ist vorprogrammiert. Die Heizungsanlage, die selbstständig einen Monteur beauftragt, die Dachrinne, die ihre Reinigung prognostiziert, das Möbel, welches dem Kunden geeignete Pflegeprodukte vorschlägt. Schaut man sich die Prozesse im Handwerk an, gibt es unzählige Anwendungsfälle. Um autonome Zahlungen zwischen Geräten, Unternehmen und Menschen zu organisieren lassen sich Blockchain-Technologien effizient einsetzten. Das Blockchain-basierendes Cashsystem „Quasar“ ermöglicht es Bezahlvorgänge sicher und digital abzuwickeln. Weitere Informationen findet man unter: https://quantoz.com
Sicherheit in der Lebensmittelproduktion und -logistik
Das Nahrungsmittelhandwerk ist auf eine durchgängige Datenkette bei der Herstellung von Produkten angewiesen. Lebensmittelsicherheit und die Rückverfolgbarkeit der Lieferkette werden heute von Kunden und Institutionen nachgefragt. Das Pilotprojekt „NutriSafe“ will Distributed-Ledger-Technologie (DLT) in Wertschöpfungsketten einsetzen, um alles beteiligten Akteuren einen einfachen Zugang zur Datenkette zu ermöglichen. Ein stetig anwachsender Baukasten an Technologien, Datenmodellen, Geschäftsprozessen,
Servicearchitekturen und Geschäftsmodellen mit DLT werden den Zielgruppen bereitgestellt. Informationen zum Projekt finden sich unter: https://www.nutrisafe.de
Das allwissende Metall
Gerade das Handwerk mit seinen vielen Unternehmen im Bereich Maschinenbau und Feinwerkmechanik ist an der Produktion von Halbzeugen und Produkten für Baugruppen beteiligt. Schon heute werden Fertigungsaufträge über Plattformen aus Materialherstellern, dem Handel und den Komponenten-Herstellern verteilt und administriert. Das Schaffen von Transparenz, das Ausschließen von Betrug und die Erfassung eines Kohlenstoff-Fußabdrucks über die gesamte Wertschöpfungskette sind Themen, die sich durch Blockchain-Technologien lösen lassen. Die Plattform von https://www.s1seven.com schafft hier erste praxistaugliche Möglichkeiten für Industrie, Mittelstand und Handwerk.
Vom Handschlag zum Vertrag per Blockchain
Handschlag und fertig. Viele Geschäfte werden heute noch per Handschlag besiegelt. Kommt es zur Auseinandersetzung, ist der Streit oft vorprogrammiert. Zukünftig kann Blockchain-Technologie helfen, schnell und effizient Verträge zu schließen. Mit „PIA – Prove It All“ steht eine App als Pilot bereit, um erste Erfahrungen im Vertragsschluss zu sammeln. Per Blockchain-Zeit-Zertifizierung lassen sich Verträge und Protokolle einfach und rechtssicher am Smartphone erstellen. https://www.proveitall.com
Das intelligente und sicherer Bild
Auch die Fotografen gehören zum Handwerk. Urheberrechtsverletzung und die Missachtung von Nutzungsrechten an Bildern, stellt eine große Herausforderung für Fotografen dar. Die Verteilung von digitalem Inhalt über Hunderte von Plattformen, Magazinen und Webseiten hinweg ist ein komplexes Unterfangen. Hier setzt das Projekt „Photochain“ an. Als Stock-Fotografie-Plattform ermöglicht sie durch Blockchain- und KI-Technologie, dass jeder Teilnehmer die volle Kontrolle über den Preis, das Copyright und die Lizenzierung seiner Bilder hat. https://photochain.io
Vom Internet der Dinge zum Service 4.0
Eine Heizungsanlage mit ihren Heizelementen in jedem unserer Zimmer sammelt schon heute wichtige Daten. Kennt man sie, können diverse Nutzer Optimierungspotentiale freilegen. Ob Einsparungen von Energie, vorausschauende Wartung, Pay-per-Use-Geschäftsmodelle, Produktverbesserungen oder Cross-Selling Optionen. Die Möglichkeiten sind immens. Doch wie kann eine datenschutzkonforme Datenanalyse gelingen und die Chance eröffnen, alle am Prozess Beteiligten auf Augenhöhe zusammenzuführen. Das deutsche Blockchain-Tech-Startup MADANA hat für solche Anwendungsfälle eine effiziente Lösung erschaffen. https://www.madana.io